Liebe Ziehzeit-Leser, meine Freunde Angelika und Oliver Hartleib waren so nett, die Eindrücke Ihrer Darjeeling-Reise in Worte zu fassen. Erleben Sie also gemeinsam mit den beiden ein Unternehmen zu den (Tee-)Quellen in Indien. Heute Teil 1
Viel Spaß bei der Lektüre!
Magic Darjeeling - ein Teeabenteuer am Fuße des Himalayas
Über Ostern 2011 unternahmen wir die lang ersehnte Teereise nach Nordindien in das Vorgebirge des Himalaya, wo der feinste Schwarztee der Welt wächst - der Darjeeling. Neben der Stadt Darjeeling trägt auch der Distrikt des nordindischen Bundesstaates Westbengalen den gleichen Namen. Er grenzt im Norden an Tibet und Sikkim, im Osten an Buthan und seine Bevölkerung und Kultur stammt vorwiegend aus dem westlich angrenzenden Nepal. Die meiste Fläche des gebirgigen Distriktes Darjeeling ist mit Wäldern und Teegärten überzogen. Der Name Darjeeling stammt aus Tibet und bedeutet das Land der Gewitter, wovon wir auch einige in den kühlen Nächten erlebten.
Nach einem langen Nachtflug aus Deutschland und Flugzeugwechsel in Delhi landen wir auf dem kleinen, niedlichen Flughafen in Bagdogra in der südlichen Flachebene vom Distrikt Darjeeling. Es erwartet uns eine abenteuerliche Fahrt mit permanentem Gehupe in einem schlecht gefederten Minivan. Das flache Land geht fast nahtlos in steilstes Gebirge über. Topografisch ist die Fahrt vergleichbar, als würde man von der platten Nordseeküste direkt in die Hochalpen fahren. Nur herrscht hier zusätzlich feuchtes Tropenklima.
Die Straßenverhältnisse entlang der historischen Hill Cart Road aus dem Jahre 1840 sind katastrophal. Unser Auto schlängelt sich im Linksverkehr an kleinen Holzhäusern, die mit auffällig vielen Blumentöpfen verziert sind, vorbei. Auf der einen Seite ist steilstes Gebirge, auf der anderen sind permanent tiefste Schluchten mit stellenweise großen Erdrutschen. Und so wurden wir stundenlang durchgeschüttelt, bis uns ein strahlend schönes, historisches Plantagengebäude im Kolonialstil mit liebenswerten Menschen freundlich empfängt.
Drumherum liegen ein märchenhaft bunt blühender Garten und wunderschöne Teesträucher an Steilhängen in sagenhaft intensivsten Grünschattierungen, so weit das Auge reicht. Das malerisch gelegene Gebäude war ursprünglich die stolze Sommerresidenz der britischen Kolonialherren, die während der heißen Sommer Kalkutta entflohen.
Aus dieser Zeit stammt auch die 1880 gebaute Schmalspurbahn, die sich mit uralten, Kohle betriebenen Dampfloks immer noch durch das Gebirge direkt neben der Hill Cart Road schleichend hinaufquält. Das historische Highlight wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt und wird liebevoll Toy Train genannt. Die erste Tasse Tee in unserer herrlichen Unterkunft im Teegarten Goomtee schmeckt göttlich. Intensiv frisches Aroma und federleicht hell in der Tasse ist dieser edle Tee ein Geschenk der Natur. Ein junger First Flush der ersten Pflücktage – unsere Lieblingssorte, in Deutschland Flugtee genannt. Die später geernteten Blätter der First Flush Pflückperiode sind deutlich dunkler in der Tasse und von deutlich kräftigerem Aroma, was wir später bei den schlürfenden Verkostungen in den Fabriken lernen.
Am ersten Morgen werden wir durch fröhliches Vogelgezwitscher früh geweckt und pünktlich um 6 Uhr gibt es schon den ersten leckeren Darjeeling am Bett. Jetzt erst sind wir richtig angekommen und können uns alles in Ruhe ansehen. Wir hören einen schönen, klangvollen Gong, der die Arbeiter aus den Dörfern ruft. Mit unglaublicher Freundlichkeit werden wir von dem einheimischen Personal liebevoll betreut und traumhaft bekocht. Da wir uns sowieso pflanzlich ernähren, kommt uns die vegetarische Unterkunft sehr entgegen. In Indien ernährt sich die Mehrheit vegetarisch, und da wir die Gewürze dieser Küche sowieso lieben, sind wir kulinarisch im absoluten Paradies gelandet. Wir werden sogar mit handgemachten Momos, tibetanischen Ravioli, verwöhnt. Außerdem bekommen wir jederzeit so viel frischen Tee, wie wir mögen. Heaven!
Täglich besichtigen wir unterschiedlichste Teefabriken in diversen Höhenlagen. Kleine und große Gärten,
konventioneller und biologischer Anbau werden unter die Lupe genommen. Der süßlich-aromatische Duft von frisch verarbeitetem Tee in allen Fabriken hat uns vom ersten Moment an verzaubert. Der Wunsch nach einem Teeparfum steigt auf und wir wundern uns, wieso es so etwas noch nicht gibt. Wir können gar nicht genug davon bekommen und schnuppern und inhalieren immer wieder aufs Neue, was große Glücksgefühle hervorruft. Ob Teeduft süchtig macht?
Teil 2 folgt ... (sowie weitere schöne Fotos)
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