Samstag, 3. Mai 2014

Notizen aus Darjeeling - Teil 3

von Gerhard Biel


22.03.2014 Samstag, Orange Valley

Es ist 6:00 Uhr, ich kann nicht mehr schlafen, es ist alles ruhig draußen, ein wenig diesig, ich schnappe mir meine Fotosachen und mache mich ungestört auf die Socken. Es ist kühl aber nicht kalt, so erkunde ich die Gegend. Zuerst führte mich der Weg durch Teefelder der Plantage zu einem kleinen Dorf der Teepflückerinnen. Es ist ja noch recht früh, deshalb begegnen mir nur wenig Personen. Jeder grüßt freundlich und ich darf ein paar Aufnahmen machen.

Ein paar Teepflückerinnen kommen von der Teefabrik und gehen in die Teefelder. Ihnen schließe ich mich an und wandere so den Serpentinenweg immer höher, immer höher, erst mal Pause, das ist ja richtig anstrengend, bis ich wieder an bei kleinen Hütten ankomme, dort drehe ich dann um, ohne nicht erstmal wieder zu Luft zu kommen. Bergab ist wesentlich einfacher, das haben wir ja schon bei Jungpana erlebt. Wieder kommen mir ein paar Teepflückerinnen entgegen, die ich fotografieren darf; unter viel Gekicher und Gelache. Unten beim Bungalow angekommen bekomme ich dann eine Tasse Tee und muss meine Aufnahmen zeigen. Die Sonne kommt raus und wir setzen uns auf die Terrasse, da Familie Chatterjee inzwischen auch aufgestanden ist.



Es gibt Frühstück, diesmal nicht Tee und Kekse, sondern so viel verschiedene Sachen - man kann das gar nicht alles aufessen. Es schmeckt ausgezeichnet und war - wie mir später erklärt wurde - alles vegetarisch.
Anschließend fahren wir hinunter zur Factory, um die neuesten Teepflückungen zu verkosten! Danach setzen wir uns in die Sonne, die inzwischen durch die Wolken durchschaut, bis kurz vor dem Mittagessen, müssen dann aber nach drinnen, weil es anfängt zu regnen. Das ist nun die zweite Plantage, der wir den Regen mitbringen ...



Dann das Mittagessen: ich glaube ich habe noch nie so lecker Vegetarisch gegessen. Wieder ein mit viel liebe gedeckter Esstisch, womit haben wir das bloß verdient? Ich bin ein wenig durchgefroren, da es in den Plantagenhäusern keine wie bei uns bekannte Heizung gibt. So lege ich mich unter meine kuschelige Bettdecke und wärme mich ein wenig auf, wobei ich dann auch kurze Zeit darauf einschlafe. Erst gegen Abend bzw. späten Nachmittag treffen wir uns alle wieder im Wohnzimmer, wo die lebhafte Unterhaltung vom Vortag weitergeführt wird ....
Dann gibt es Abendbrot. Ich gabe das Gefühl, nur zum Essen hergekommen zu sein. Wir sind noch alle satt vom Mittagessen, werden aber wieder mal verführt mit immer neuen Gerichten und so klingt der Abend halt mit einem Verdauungsspaziergang aus. Ich mache noch schnell meine Kurznotizen, denn ich will noch gegen 2 Uhr Nachts in die Fabrik, um mir die Teeproduktion anzuschauen.



Leider bin ich ein wenig zu früh und kann so nur die Welktröge begutachten, in denen die Tagespflückung schon eingestreut ist. So gehe bzw. quäle ich mich dann den Weg zum Bungalow halt wieder hinauf, um mir am nächsten Morgen um 6 Uhr den neuen Tee anzuschauen.


23.03.2014 Sonntag, Orange Valley / Abfahrt nach Sikkim - Gangtok

Heute morgen um 5:30 Uhr bin ich nochmal runter in die Teefabrik, leider bin ich ein wenig zu spät, um noch etwas von der Produktion des gestern gepflückten Tees zu sehen. Allerdings darf ich die verschiedenen Lots, die verarbeitet wurden, ganz frisch aus der Produktion mit verkosten. Wie soll man einen so frischen Tee beschreiben!? Es ist eine Geschmacksexplosion von Frische, Duft und Aussehen. Teeverarbeitung, original unvermischt, gerade aus der Aussiebung. Ich wünschte man könnte dieses Erlebnis mitnehmen!



Natürlich spielt die Umgebung auf die Eindrücke eine große Rolle, man ist hier Vorort und nicht in der eigenen Teeküche. Altes mit Neuem vermischt, ein unvergleichbarer Eindruck.

Dann auf der Rückfahrt zum Bungalow, der Himmel reißt auf und der Blick auf den Kanchenjunga mit Nebengebirgen zeigt sich ein wenig zaghaft. In der Hoffnung auf ein besseres Bild, verharrte ich in der doch recht kühlen Temperatur, doch leider zieht der Himmel wieder zu. Ich klettere also wieder zum Bungalow hinauf, und warte auf die Dinge, die da kommen. Meine Sachen habe ich ja schon gepackt.
In der Küche ist schon Geklapper. Unser letztes Frühstück auf Orange Valley wird zubereitet. Ich sitze auf der Terrasse und schaue mir noch einmal die Bilder an, die ich heute morgen gemacht habe, und bekomme .......... eine Tasse Tee.

Der Tisch ist gedeckt und die Hausherrin mit dem Küchenpersonal hat sich mal wieder übertroffen. Es gibt Momo Sandwiches, eine Art Wopper allerdings  - wie alle Speisen - nur vegetarisch, verschiedene Gemüsesorten. Der große Abschied rückt näher, der Plantagenjeep wird mit unseren Utensilien beladen, um uns den schon beim Kommen beschriebenen Weg, - jetzt allerdings bei Tageslicht - wieder zur Hauptstraße hinauf zu fahren. Dort wartet ein anderer von uns gemieteter Wagen, der uns nach Gangtok in Sikkim bringen soll.



Mit einer Träne im Auge werden wir herzlichst verabschiedet, nicht ohne noch ein paar Bilder als Erinnerung abzulichten, die ich per Mail später von Deutschland aus zuschicken werde.

Schweren Herzens entschwinden wir von Orange Valley auf besagtem Felsenweg, holperig, die fünfhundert Meter Luftlinie wieder hinauf.
Oben wartet unser Auto, um uns nach Sikkim zu bringen, unsere Sachen werden umgeladen und ab geht es die schlechte Darjeelingstraße in Gegenrichtung Richtung Gangtok Sikkim.

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