Zum Shincha-Festival bei KEIKO hat Teefreund Oliver Konietzko einen interessanten Bericht geschrieben - vielen Dank Oliver und viel Spaß beim Lesen!
Zum wiederholten Male öffnete KEIKO fast alle seine Türen,
um die Ankunft des Shincha gebührend zu begrüßen.
Der "Beaujolais primeur" unter den (japanischen) Grüntees wird
jedes Jahr in Japan groß gefeiert, ist in diesem Jahr aber etwas später dran
gewesen – was Familie Hastenpflug und dem gesamten KEIKO-Team viele Überstunden
bescherte, damit der Shincha nach Ankunft in Deutschland innerhalb kürzester
Zeit, und spätestens zum Festival, in den Regalen steht.
Schon vor dem Firmengebäude bot sich den mehreren Hundert
Besuchern, die zwischen 11 und 19 Uhr den Weg nach Diepholz fanden, ein
stimmungsvoller Anblick in Form des Kranichgartens, einer japanischen
Gartenanlage, die seinem Original in Kyoto nachempfunden ist.
Jeder Besucher bekam zur Begrüßung einen kleinen kalten
Shincha gereicht und hatte dann die Gelegenheit, sich etwas aus dem
abwechslungsreichen Programm aus Workshops rund um Grüntee, Vorträgen oder
einer Führung durch das weitläufige Firmengebäude auszuwählen.
Im hinteren Teil des Gebäudes wurden durchgehend
Erfrischungen angeboten, wie natürlich Sushi, Grüntee-Kuchen oder eben die
diversen Tees (inkl. Shincha) sowie unterschiedliche kalte und warme
Matcha-Spezialitäten.
Bereits die Führung durch die Räumlichkeiten offenbarte eine Besonderheit: KEIKO mahlt seinen Matcha als einziger Anbieter in Europa selbst! Die Mühlsteine aus Granit (der sich beim Mahlen nicht erwärmt und den Tee so nicht verbrennen kann) arbeiten aber auch außerhalb Japans nicht schneller, so dass 30 Gramm als Ergebnis je Stunde den hohen Preis von einer entsprechend großen Dose mit dem kostbaren Pulver rechtfertigen. Näheres zu Matcha und Kabusepulver konnte man im gleichnamigen Workshop sowie im Workshop „Grüntee in der Küche“ erfahren.
Marieke und Stéphane führten mehrfach durch die Verkostung
einer Auswahl von mittlerweile drei Shinchas sowie dem Rohtee Aracha. Um die
Fehler des Tees herauszuschmecken, wurde der Tee stärker aufgegossen
geschlürft.
Um 12 Uhr gab Florian Patzke einen interessanten Einblick in
„Japanische Teekeramik“. Was jetzt erstmal nicht so spannend klingt, erwies
sich als gelungen und unverkrampft präsentiert. Drei Jahre Japan-Aufenthalt
führten zu seinem großen Interesse am Töpfern japanischer Keramiken. Auf den
Inseln am anderen Ende der Welt wird i.d.R. heißer gebrannt und ganz anderer
Ton verwendet, der sich so in Deutschland nicht findet. Wer also meint, jetzt
einfach einen Container Ton in Japan zu ordern, erfuhr, dass dieser in
„unverarbeitetem“ Zustand vom Zoll abgelehnt wird … und somit seinen Rückweg
antreten muss. Formt man aber einfach mal ein paar Hundert oder auch Tausend
Teeschälchen vor, dann ist es Kunst und muss nicht weg, sondern darf eingeführt
werden.
Überhaupt, die Kunst! Denn das sind die Schalen in unterschiedlichen Formen in Japan ganz sicher. So ernten heiratswillige Frauen auch bewundernde Blicke, wenn sie angeben, einen Töpfer heiraten zu wollen. Wofür in Deutschland häufig nur 50 Euro je Stück ausgegeben wird (ist ja ein Gebrauchsgegenstand),dafür gibt der traditionsbewusste Japaner schon mal einen vierstelligen Betrag aus. Und der Referent im Übrigen auch. Entsprechende Schalen konnte man im Anschluss auch in den KEIKO-Regalen bewundern – teilweise auch sehr alte Stücke.
Überhaupt, die Kunst! Denn das sind die Schalen in unterschiedlichen Formen in Japan ganz sicher. So ernten heiratswillige Frauen auch bewundernde Blicke, wenn sie angeben, einen Töpfer heiraten zu wollen. Wofür in Deutschland häufig nur 50 Euro je Stück ausgegeben wird (ist ja ein Gebrauchsgegenstand),dafür gibt der traditionsbewusste Japaner schon mal einen vierstelligen Betrag aus. Und der Referent im Übrigen auch. Entsprechende Schalen konnte man im Anschluss auch in den KEIKO-Regalen bewundern – teilweise auch sehr alte Stücke.
Geschäftsführer Markus Hastenpflug führte um 14 Uhr durch
das Thema „Benifuuki – der Catechintee“. Dieser besondere Grüntee weist den
höchsten Gehalt am Polyphenol (also Pflanzenwirkstoff) namens
Epigallocatechingallat (EGCG) auf. Diesem EGCG werden viele positive
gesundheitliche Wirkungen zugeschrieben, was auch Gegenstand von einzelnen
Studien ist. Seine antiallergische Wirkung ist besonders hervorzuheben
– allerdings muss dann auch ausreichend Benifuuki getrunken werden. Was beim
Matcha automatisch geschieht, da er als Pulver „komplett“ getrunken wird, kann
man auch beim Benifuuki oder Shincha erreichen, weswegen die Weiterverarbeitung
des mehrfach aufgegossenen Tees, also dem „Grünzeug“, zu einem Pesto anzuraten
ist. Besonders lebendig wurde der Vortrag durch Impressionen und Schilderungen
von der kürzlich angetretenen Reise einer kleinen KEIKO-Delegation zu den
Teeplantagen in Südjapan.
Um 15 Uhr referierte dann Dr. Benno Zimmermann vom Institut
Kurz, das nicht nur Tee sondern auch andere Lebensmittel analysiert. Mit viel
Erfahrung beleuchtete er umfassend die gesundheitsrelevanten Aspekte des Tees.
Die Zuhörer konnten für sich mitnehmen, dass sich der Genuss von grünem wie
schwarzem Tee über Jahrzehnte lohnt, aber auch dass man als Akademiker mit
(teils) originellen und eher anstrengenden Nachfragen souverän umgehen kann –
wenn die im Erdgeschoss angebotene Shiatsu-Massage auch nicht mehr Abhilfe
schafft.
Abgerundet wurde der stimmungsvolle Samstag um 17 Uhr mit
einem Konzert von Yuko Nakamura, die im Kimono einen traurig schönen
Liederzyklus der vier Jahreszeiten vortrug. Um die innere Reise nach Japan
abzuschließen, endete das Festival um 18 Uhr mit einer klassischen japanischen
Teezeremonie.
Fazit: Für Grüntee-Fans ist das Festival ein absolutes Muss! Ob Workshop oder Vortrag – immer treffen unverkrampftes Fachwissen, Leidenschaft und eine gute Organisation des Events zusammen. Der kleine Rabatt im eigenen Shop lädt ein, sich einen Vorrat, nicht nur an Shincha, anzulegen.
Das Angebot an japanischer Teekeramik für jeden Geldbeutel sucht seinesgleichen.
Wie ich in den nächsten Wochen ein gelungenes Grüntee-Pesto
kreiere, werde ich hier in den nächsten Monaten verraten!
Oliver Konietzko
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